8. September 2020

Lektüren – Elmiger u.a.

Paul Jandl (NZZ) hatte die für mich richtigen Worte gefunden und mich mehr als neugierig gemacht auf »Aus der Zuckerfabrik«, das dritte Buch von Dorothee Elmiger. Ein essayistischer Recherchebericht, es geht um Begehren & Begierden, Zucker („Du bist aus Zucker, du bist zart.“), Kolonialisierung (Ein von Elmiger recherchiertes, im Text französisch stehendes Zitat:

Je ne sçais pas si le caffé & le sucre sont nécessaires au bonheur de l‘Europe, mais je sçais bien que ces deux végétaux ont fait le malheur de deux parties du monde. On a dépeuplé l‘Amérique afin d‘avoir une terre pour les planter: on dépeuple l‘Afrique afin d‘avoir une nation pour les cultiver.

Google übersetzt das so: „Ich weiß nicht, ob Kaffee und Zucker für das Glück Europas notwendig sind, aber ich weiß sehr gut, dass diese beiden Pflanzensorten in zwei Teilen der Welt Unglück verursacht haben.  Wir haben Amerika entvölkert, um ein Land zu haben, auf dem sie gepflanzt werden können. Wir entvölkern Afrika, um eine Nation zu haben, die sie kultiviert.“) – Schon am Anfang ein erster Bezug, ein Stolpern der Erzählerin durchs Gestrüpp an der vermeintlichen Küste, aber im Text dann noch mehrere explizite Passagen zu Max Frisch, »Montauk«. – Also habe ich nun auch das erste Mal (!) einen Text von Max Frisch gelesen (»Homo Faber« kenne ich in der Schlöndorf-Verfilmung.) Eine dichte, stark autobiographisch grundierte Erzählung, ausgehend von der sachlichen Beschreibung eines Wochenendes in Montauk / Long Island.  – Noch einmal in Siegfried Unselds »Reiseberichten« den vom Mai 1971 herausgesucht, der in einem persönlichen Zerwürfnis endende Besuch bei Max Frisch in New York zu dessen 60. Geburtstag. (»Montauk« ist wenige Jahre danach geschrieben.) – Die Geschwätzigkeit der Wikipedia in Sachen Max Frisch sowie »Montauk«.